Forschungsprojekt

RhyCycling – Ästhetik der Nachhaltigkeit im Basler Grenzraum

Der Rhein bildet als fliessender Grenzraum Gemeinde-, Kantons- und Landesgrenzen, von seinem Ursprung in Graubünden bis zum Meereseinfluss in Rotterdam. Er ist Wasser- und Stromlieferant, Lebens- und Arbeitsraum – ein ökologischer, sozio-ökonomischer und kulturell vielgestaltiger Mikrokosmos.

Das vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Forschungsprojekt „RhyCycling – Ästhetik der Nachhaltigkeit im Basler Grenzraum“ untersucht in einem Flussabschnitt des Rheins im Grenzgebiet CH/D/F zwischen dem Auhafen/CH und der Petite Camargue Alsacienne/F, wie die menschliche und nicht-menschliche Umwelt miteinander verknüpft ist. Die sich daraus ergebenden Abhängigkeiten, Problematiken und Szenarien für die verschiedenen Netzwerke von AkteurInnen – Menschen, Tiere, Pflanzen, Technologien, Dinge – steht im Mittelpunkt der Untersuchungen. Neben der Erforschung aktueller (wasser-)ökologischer Gegebenheiten über und unter Wasser – Fischfauna, Energie, Ufernutzung – werden auch deren zukünftige Veränderungen betrachtet, die für diesen Raum geplant oder imaginiert werden. Die spezifischen Foki erlauben, Interdependenzen von lokaler wie globaler Relevanz innerhalb dieses Ökosystems sichtbar zu machen, wie sie sich beispielsweise bei der Fischfauna für flussauf- respektive abwärts oder neu zuwandernde Fischarten durch die Beschaffenheit der Fischaufstiege bei Flusskraftwerken zeigen.

In zwei Workshops wird mit den Projekt- und ForschungspartnerInnen, die aus unterschiedlichen Bereichen wie städtischen Ämtern, Universitäten, privaten Firmen, Kunst und Design stammen oder NGOs sind, sowie ExpertInnen aus Kunst und Design über Nachhaltigkeitsmodelle und zukünftige Szenarien für den Basler Grenzraum debattiert. In einem abschliessenden Workshop werden Forschungsprojekt und Ausstellung ausgewertet sowie Möglichkeiten für weitere Projektinitiativen erörtert.

Die Forschung erfolgt in Anlehnung an eine sogenannte «Ästhetik der Nachhaltigkeit», wie sie in der (Medien-)Kunst zu finden und geprägt ist von einem Wahrnehmungsverständnis neuerer ästhetischer Theorien, welches die Natur mitdenkt. Sie unterscheidet sich z.B. von wissenschaftlichen und technischen Positionen durch die Wahl der inhaltlichen Schwerpunkte, Verfahren und ihrer Präsentations- und Vermittlungsformen.

Ziel
Ziel des Projekts ist, der interessierten Öffentlichkeit durch eine innovative, verschiedene Sinne ansprechende Präsentationsform einen Einblick in das Netzwerk und die Interdependenzen in diesem ökologischen Mikrokosmos zu geben, unter dem Aspekt von lokalen wie globalen Thematiken – Wasserökologie im Allgemeinen, Fischfauna im Speziellen, aktuell wie prospektiv.

Präsentation
Aus der Forschung am Rhein entstehen Videos, Soundessays, Fotos, Textzitate und Grafiken, welche die aktuelle Situation repräsentieren und die Heterogenität des Ortes reflektieren. Sie sind auf einer interaktiven Computerplattform, die aus einem Vorgängerprojekt weiterentwickelt wird, angeordnet und durch Mausklick in den Raum projizierbar (vgl. Interface des Vorgängerprojekts „Check on Arrival“). BenützerInnen können sich in Eigenregie durch die Materialien wählen und individuelle Facetten, Beziehungen und Abhängigkeiten entdecken. Es ist eine offene „Dramaturgie“ von Versuchen, Möglichkeiten und Ansätzen.

Für die Ausstellung „RhyCycling – Grenzraum im Fluss“, die vom 13.10. – 4.11.2012 im Hafengebiet mit Blick auf den Rhein stattfand, wurde ein szenografisches Setting entwickelt. Die interaktive Plattform war dabei ein Bindeglied zu Rauminstallationen, wo Vorstellungen und Perspektiven für die zukünftige Entwicklung des Raumes thematisiert wurden. Dadurch konnte das Basler Grenzgebiet und vor allem der eher schwer zugängliche Lebensraum der Fischfauna für das Publikum vielschichtig und multisensuell erfahrbar gemacht werden.

Das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF/DoRe) geförderte Projekt wurde von Dezember 2010 bis März 2013 durchgeführt. Das Fortsetzungsprojekt „Times of Waste“ (2015-17) ist bei der IBA Basel 2020 vornominiert.